Wieviele Rebsorten kennen Sie?

Es gibt mehr als 10.000 unterschiedliche Rebsorten, und die Mehrzahl ist selbst Experten unbekannt. Rund 2.500 Sorten sind zur Erzeugung von Qualitätswein zugelassen. Alleine in Frankreich gibt es 220 Rebsorten mit wirtschaftlicher Bedeutung. In Italien sind mehr als 1.000 Sorten bekannt, ähnlich wie in Portugal, das eine Schatztruhe an autochthonen Sorten ist.

Wie viele Rebsorten davon kennen Sie, kaufen Sie oder trinken Sie regelmäßig? Der Durchschnittskonsument dürfte kaum über 10 kommen, ambitionierte Weinliebhaber vielleicht auf 50, mancher auf 100.
Erweitern Sie mit uns Ihren Horizont und entdecken Sie aufregende Weine aus kaum bekannten Sorten!

Überlegt man mal genauer, hat man schnell mehr Sorten je Farbe zusammen als Finger an den Händen: Riesling, Chardonnay, Grauburgunder, Weißburgunder und Sauvignon Blanc sind aktuell die beliebtesten in Deutschland. Weit weniger bekannt sind die weißen Sorten Gewürztraminer, Muskateller, Auxerrois, Viura oder Vernaccia.

Unter den roten Sorten erfreuen sich Spätburgunder (Pinot Noir), Cabernet Sauvignon, Merlot, Sangiovese und Tempranillo großer Beliebtheit, wenn auch bei manchen die Herkunft (wie Rioja oder Chianti) bekannter ist als die Rebe. Nebbiolo, Syrah, Grenache, Cabernet Franc und Lagrein kennen sicher auch viele Menschen, die häufiger Wein trinken oder in den Regionen Urlaub machen.

Doch was sind Susumaniello, Bombino Nero, Palomino Fino, Vernatsch, Melon de Bourgogne,  Chenin Blanc, Gamay, Piquepoul, Bourboulenc, Verdejo, Grillo, Carricante, Cortese, Nero d’Avola, Aglianico, Nerello Mascalese, Loureiro, Trincadeira oder Touriga Nacional????

Ich verspreche Ihnen: Aus den genannten Sorten entstehen interessante, spannende, aufregende oder auch einfach nur schöne süffige Weine, die es zu entdecken lohnt.

Werden Sie zum Entdecker oder zur Entdeckerin!

Gerne stelle ich Ihnen 12 meiner Favoriten vor, doch die Liste ließe sich ohne Abstriche an der Qualität deutlich erweitern.

Die rote Sorte SUSUMANELLO stammt aus Dalmatien und hat im südlichen Apulien, dem Salento, eine neue Heimat gefunden. Dort, im Absatz des italienischen Stiefels, entstehen aus der farbintensiven Sorte recht gefällige Rotweine und sehr attraktive Rosé. Delikat und elegant mit saftiger Himbeerfrucht und einem Hauch Lakritze gefällt der Susumaniello Rosé von Varvaglione auf den ersten Schluck!

PIQUEPOUL ist eine der weißen Sorten, die zur Erzeugung von Châteauneuf-du-Pape zugelassen sind. Im Languedoc hat sie sich mit dem Picpoul de Pinet ein ganz eigenständiges Profil geschaffen und ist einer der beliebtesten Weine in Südfrankreich zur Begleitung von Muscheln (Austern) und Meeresfrüchten. Der Name bedeutet Lippenstecher, was auf die lebhafte Säure zurückzuführen ist. Die ist zwar klar niedriger als im Riesling, aber für eine warme Region an der Mittelmeerküste bemerkenswert.

Die weiße Sorte PALOMINO FINO ist die wichtigste Rebsorte zur Erzeugung von Sherry. Allerdings gibt es auch einige sehr gut Stillweine, die mit erfreulich niedrigen Alkoholwerten viel zu bieten haben. Die weißen Kalkböden verleihen den Beeren ein hohes Maß an Mineralität, so dass die Weine Komplexität aufweisen. Der Alba Balbaina von Barbadillo ist ein toller Begleiter zu Fisch und Meeresfrüchten.

Ebenfalls ein Wein mit niedrigem Alkoholwert entsteht aus der seltenen weißen Sorte CARRICANTE. Sie stammt aus dem östlichen Sizilien. Am Ätna beeindruckt sie im Contessa del Vento mit attraktiven Aromen von gelber Birne und Kapstachelbeeren. Auch am Gaumen dominiert die Birnenfrucht, die von einer feinen, reifen Säure getragen wird. Rund und weich, geradezu geschmeidig fließt er in ein überzeugend langes, leicht salzig-mineralisch geprägtes Finish.

Ebenfalls aus Sizilien kommt die weiße, aromatische Sorte GRILLO. Sowohl im Duft wie im Geschmack begeistert sie mit einer Intensität, die man eher einem Sauvignon Blanc zugesteht. Der Grillo Coste a Preola vom BIO-Weingut Gorghi Tondi hat sich bei uns zu einem Publikumsliebling entwickelt.

Die spanische weiße Sorte VERDEJO hat sich insbesondere in Rueda einen Namen gemacht. Zwar sin die meisten Weine aus Rueda ein Verschnitt von Verdejo und Viura oder Sauvignon, aber die besten Weine sind reinsortige Verdejo. Wenn sie dann noch von alten Rebstöcken stammen, wie der Verdejo Cien x Cien, dann zaubert der Wein ein anerkennendes Lächeln ins Gesicht.

Weil es gerade Sommer ist, hier noch ein Wein aus weißen Sorten: LOUREIRO ist in Portugal eine wichtige Sorte, ALVARINHO das Pendant in Spanien. Aus beiden Sorten entsteht an der kühlen Atlantikküste Portugals der sagenhafte Lourinho von Cortes de Cima. Ein hoch komplexer, sehr moderner Wein, wie im Sommer eine frische Meeresbrise vom Atlantik!

Die Sorte MELON DE BOURGOGNE gedeiht ebenfalls am Atlantik, allerdings in Frankreich an der Mündung der Loire. Dort feiern die Weine der Appellation Muscadet ein Comeback, das mich persönlich begeistert. In der Spitzen-Gastronomie müssen sie aufgrund der hohen Nachfrage bereits zugeteilt werden, das Reifepotenzial von mehr als 10 Jahren unterstreicht das Qualitätsniveau! Probieren Sie mal den 2017er Muscadet L’Ancestrale, und Sie werden staunen!

Der VERNATSCH aus Südtirol hat ein schlechtes Image. Das resultiert aus Zeiten, da es nur um Menge ging. Heutzutage gibt es seriöse Produzenten, die köstliche Weine erzeugen. Der Kalterer See Auslese von Schreckbichl ist ein kein großer Wein, aber ein sehr delikater, süffiger Alltagswein. Ich verspreche Ihnen: Er passt wie kaum ein anderer Wein perfekt zu Schinken und Wurst oder zur Vesper-Platte. Eingefleischte Südtirol-Urlauber kennen und lieben das!

Vom anderen Ende Italiens, nämlich vom Ätna, kommt die seltene Sorte NERELLO MASCLESE. Die mineralienreichen Böden an den hoch gelegenen Nordhängen des Vulkans verleihen dem Passione von Theresa Eccher eine unglaubliche Energie, dabei bleibt der trotz intensiver Gerbstoffe geschmeidig am Gaumen mit saftiger Kirschfrucht. Sein großer Bruder Altero von 120 Jahre alten Reben ist ein Weltklasse-Wein!

TOURIGA NACIONAL ist die Parade-Rebsorte in Portugal. Im Portwein wird sie meist mit anderen roten Sorten verschnitten, aber es gibt auch grandiose, vollmundige trockene Spitzenweine. Der Touriga Nacional von Cortes de Cima aus dem Alentejo ist ein kraftvoller Bursche, der aber nie schwer wirkt, sondern dank seiner Reife und Balance ein spektakulärer Roter ist, der jeden Schmorbraten oder Wildgericht bestens ergänzt.

BOMBINO NERO dürfte den Wenigsten bekannt sein. Aus dem nördlichen Apulien erzeugt der Betrieb Torrevento aus der roten Sorte einen Rosato, der als erster Rosé Italiens in die höchste Qualitätsstufe DOCG eingestuft wurde. Der Veritas Castel del Monte DOCG Rosato war auch unser aktueller Wein des Monats Juli.