Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen

Savennières: Die mineralische Quintessenz der Chenin Blanc

Zugehörige Produkte

Haben Sie als Kind auch einen Nikolaus-Teller bekommen? In meiner Jugendzeit war es Tradition, dass der Nikolaus für alle Kinder einen bunten Teller voll mit Nüssen, Schokolade-Nikolaus und Mandarinen brachte. Südfrüchte waren damals nicht so wie heute jederzeit und überall verfügbar. Die Mandarinen zur Nikolauszeit waren die ersten des Jahres, und ich stürzte mich mit großer Begeisterung auf diese saftigen, süßsauren, hoch aromatischen Früchte.

Tatsächlich hat mich ein Wein beim ersten Schluck zurück in diese Zeit versetzt. Der Gourmandise de Gué d’Orger blanc (ein komplizierter Name für einen äußerst charmanten Wein) hat mich vom Duft sowie vom Geschmack an diese frischen Mandarinen erinnert. Heute ist das für viele kaum nachvollziehbar, da Südfrüchte ganzjährig verfügbar sind, und die Massenproduktion die Aromen verwässert und belanglos macht. Aber damals schmeckten sie so unglaublich verführerisch intensiv, dass einem beim bloßen Gedanken daran noch heute das Wasser im Mund zusammenläuft.

So schön diese Erinnerung ist, sie war nicht der Grund für die Neulistung der Weine von Loïc Mahé. Dieser leicht schräge, und doch super-sympathische Winzer hat im Jahr 2000 seinen ersten Hektar Reben gepflanzt. In Savennières, dort wo die größten trockenen Weine aus der Sorte Chenin Blanc entstehen, dort wo mit Nicolas Jolie ein Pionier des biodynamischen Weinbaus mit seinem Coulée de Serrant zu Weltruf gelangte, dort erzeugt auch Loïc Mahé auf inzwischen 4,5 Hektar höchst beeindruckende, hoch komplexe und konzentrierte Weißweine von großer Langlebigkeit. Und genau das hat mich gepackt:

Die Weine aus Savennières sind die mineralische Quintessenz des Chenin Blanc.

„Ich zähme meine Reben, damit sie Ihnen die Geheimisse des Terroirs von Savennières erschließen.“ Loïc Mahé, Vigneron

Naturverliebt und detailversessen arbeitet Loïc im Einklang mit der Natur, hegt und pflegt seine Reben mit Akribie und pflanzlichen Mitteln nach den Lehren von Rudolf Steiner,die man heuet BIODYNAMIE nennt, natürlich angepasst an die Erkenntnisse des modernen Weinbaus.

Savennières, südwestlich von Angers am Unterlauf der Loire gelegen, ist die kühle – und oft auch frostgefährdete - Ecke der Loire unweit vom Atlantik. Hier mühen sich auf nur 140 Hektar Gesamtfläche wenige Winzer um ihren Lebensunterhalt, denn die kargen Schiefer- und Sandsteinböden lassen nur niedrige Erträge zu. Loïc Mahé hält die Erträge kleiner als 30 – 35 hl/ha, bei den großen Weinen gar unter 20 hl/ha. Entsprechend konzentriert, dicht, spannend und langlebig sind die Weine.

Seit 2011 ist sein Weinbau biodynamisch zertifiziert, keine seiner Reben hat je ein Gramm Chemie gesehen. Entsprechend voller Leben sind die Böden, Fauna und Flora im Einklang: Es grünt, Gräser und Wildblumen sprießen, es zirpt, es brummt, es lebt. Der Pflanzenschutz gelingt mit pflanzlichen, überwiegend selbst erzeugten Präparaten. Die Lese erfolgt ausschließlich manuell, meist in mehreren Durchgängen.

Wer so natürlich arbeitet wie Loïc Mahé, erzeugt auch Weine in Amphoren

Im Keller beginnt die Gärung mit natürlichen Hefen und gelangt ohne Intervention zum Ende. Keine Enzyme, Hefen, Schönungs- oder Klärungsmittel sind zu finden, alles geschieht auf natürliche Weise unter Aufsicht des Winzers. Die Weine reifen viele Monate auf ihrer Hefe und gewinnen so an Tiefe und Komplexität. Viele werden erst nach mehreren Jahren Flaschenreife freigegeben. Es sind Weine, die den Genießer packen, ihn nicht mehr loslassen. Expressiv, trocken, voller Spannung und Erhabenheit, mit großartiger Zukunft.

Einzige Ausnahme ist der Gourmandise de Gué d'Orger: Er ist jetzt schon so schön, dass er das Zeug auch zu Ihrem Lieblingswein hat! Ein komplizierter Name für einen äußerst charmanten Wein: Übersetzt bedeutet er die "Trinklust des Gué d'Orger". Gué d'Orger war der Vorbesitzer des Weinguts, und dies war sein Lieblingswein, weshalb Loïc Mahé ihm zu Ehren den Wein so benennt. Schon auf den ersten Schluck ist nachvollziehbar, weshalb Gué diesen Wein so sehr mochte: Der reinsortige Chenin Blanc ist unglaublich trinkig! Im Duft zeigt er Aromen von gelbem Apfel, Wolle und vor allem Mandarinen. Auch am Gaumen steht die Mandarine im Vordergrund, mit ihrer appetitlichen Säure und dezentem Süßespiel ist der Gourmandise ein eher halbtrockener, enorm saftiger Wein. Mundwässernd, par excellence! Die mineralischen Akzente verleihen ihm Komplexität, und trotz seiner Süffigkeit zeigt er unglaubliche Länge im Finale.

Eine noch größere Nummer sind die trockenen Weine:

Die Chenin Blanc -Trauben für den Savennières Sables et Schistes stammen - wie der Name sagt - von Böden vom gelben Sandstein und Schiefer. Im Spitzenjahrgang 2018 war nur ein Durchgang bei der Lese erforderlich, denn die Trauben waren kerngesund und gleichmäßig in perfekter Reife. Der sanft gepresste Vorlaufmost gelangt nach kurzer Sedimentation diekt in die Fässer, in denen er gärt. Rund 10 Monate bleibt der Wein auf der Hefe. Ein satter, packender trockener Chenin Blanc mit erstaunlicher Mineralität, Aromen von weißer Melone, mit viel Würze und Rasse, der auf den ersten Schluck gefällt. Viel Spiel im langen Finale, das Lust auf den nächsten Schluck macht. Er passt wunderbar zu Meeresfrüchten, Muscheln und gebratenem Fisch.

Dann wird es echt groß:
Die Chenin Blanc Trauben für den Savennières Les Fougeraies 2015 stammen von gelben Sandsteinböden. Sie gelangen nach sanfter Pressung direkt in die Holzfässer, in denen sie gären. Der dann trockene Wein reift dort weitere 18 Monate auf der Hefe. Er zeigt im Duft Noten von Apfelschalen, Ingwer, Ginster und getrocknete Kräuter. Am Gaumen begeistert ein saftiger Auftakt von Melonen, gelber Birne und Quitten, Zitrone, Ingwer und Gewürznelke. Die reife Säure trägt die Aromen und zeigt viel Spiel, es entwickelt sich eine starke Power, druckvoll mit expressiver Mineralität mündet alles harmonisch in einem ultralangen Finale. Großartiger Savennières mit mindestens 10 Jahren Zukunft. Vor dem Genuss bitte unbedingt mindestens 2 Stunden karaffieren!

Dann wird es echt spektakulär:
Der atemberaubende Savennières Equilibre 2015 von Loïc Mahé hat alles, was ein großer trockener Weißwein braucht! Kraft und Dichte, verbunden mit Intensität und Finesse, perfekter Balance und großartiger Textur. Dieser Chenin Blanc von Schieferböden, mit Mini-Erträgen von weniger als 20 hl/ha geerntet, wird in kleinen Eichenholzfässern vergoren und 24 Monate ausgebaut. Es schließen sich weitere 6 Monate im Edelstahl vor der Füllung an. Spektakuläre Finesse, das Zusammenspiel von Frucht, Säure, Holz und feinsten Gerbstoffen ist höchst beeindruckend, das ultra-lange Finale zeigt die Größe und Erhabenheit dieses Solitärs. Mindestens 15 Jahre Reifepotenzial! Gönnen Sie ihm bitte vor Genuss mindestens 2 Stunden Luft in einer Dekantierkaraffe.

An der Loire gibt es auch spannende Rotweine:
Der Anjou Villages Les Mûriers 2016 wird aus 60% Cabernet Franc und 40% Cabernet Sauvignon erzeugt, deren Reben auf verwitterten Schieferböden wachsen. Die 2015er Trauben wurden komplett entrappt, die Gärung setzte spontan ein und war nach 12 Tagen beendet. Der 17 monatige Ausbau erfolgt zu einem Drittel in kleinen Eichenholzfässern. Im Duft zeigt er intensive Aromen von Heidelbeeren, roter Johannisbeere, etwas Sanddorn und zarte Holznoten. Am Gaumen gefällt die klassische Cassisfrucht des Cabernet mit viel Würznoten, die reifen Tannine zeigen Grip, Noten von Kaffee und Mokka bieten ein interessantes Spiel der Aromen mit der Frucht, er endet überzeugend lang. Mindestens zwei Stunden karaffieren, damit die Aromen sich entfalten können. Servieren Sie ihn etwas kühler als sonstige Rotweine, 18°C sind perfekt.

Entdecken Sie die aufregenden Weine aus Savennières!

 

Text: Frank Roeder MW

Fotos: Loïc Mahé, Tibot VAERMAN, Hans Lucas

Zugehörige Produkte