Batterieberg: Grandiose Rieslinge im Weltklasse-Format, und ein faszinierender Elbling

2. November 2024 News

Gernot Kollmann lässt seinen Weinen Zeit. Viel Zeit, wenn man es genauer formulieren will. Die Zeit, die Rieslinge brauchen, um durch den Kontakt mit der Hefe an Tiefe zu gewinnen, aber auch an Geschmeidigkeit und Fülle. Daher waren wir erst im Oktober vor Ort, um uns von der Güte seiner Weine ein eigenes Bild zu machen. Auch wenn immer noch nicht alle 2023er Weine gefüllt sind, unter anderem der Detonation, kann ich eines bestätigen: Das Warten hat sich gelohnt!

Alle 23er Weine, die ich verkostet habe, haben mich begeistert, haben mich in ihren Bann gezogen! Trotz Lese hatte Gernot viel Zeit für mich, denn ein gebrochener Fuß verwehrte es ihm, in den steilen Weinbergen bei der Lese oder im feuchten Keller bei der Vinifikation zu helfen. 

Schon der erste Wein war eine Mega-Überraschung: Ich gestehe, ich bin kein Fan von Elbling. Die meisten Weine aus dieser alten Rebsorte sind säuerlich (Elbling hat in der Regel noch mehr Säure als Riesling!) und haben nur sehr selten Substanz. Doch der Elbling von Immich-Batterieberg hat mich begeistert. Er stammt von 50 Jahre alten Reben aus einer Schiefer-Steillage, die biologisch bewirtschaftet werden. Das Weingut ist mit seinen 2023er Weinen erstmals BIO-zertifiziert. Dank niedriger Erträge zeigt sich der Wein dicht. Ein langer Kontakt mit den Hefen nach spontaner Vergärung verleiht ihm einen feinen Schmelz. Die malolaktische Gärung (BSA) hat das Säureniveau der ohnehin sehr spät gelesenen, hochreifen und kerngesunden Trauben nochmals reduziert. Natürlich ist die Säure immer noch prägnant, aber eben nicht mehr spitz und kantig. Sie ist bestens integriert, und wird dank der salzigen Mineralität nochmals gut gepuffert. Unfiltriert und ungeschwefelt hat Gernot ihn angefüllt, was nur mit kerngesunden Trauben und komplett vergorenem Zucker machbar ist. Mit einem Restzucker von weniger als 1 g/L und nur 9,5% Alkohol bleibt er trotz seiner intensiven Aromatik und Dichte vergnüglich und nicht schwer. 

Attraktiv sind auch die bereits gefüllten 23er Rieslinge CAI (der nicht BIO-zertifiziert ist wegen Traubenzukaufs) oder der wunderschöne Escheburg Riesling. Gegenüber seinem Vorgänger aus dem extrem trockenen Jahr 2022 zeigt der 23er Intensität und enorme Vielschichtigkeit. Der Detonation und Briedeler Herzchen sind als 23er noch nicht gefüllt, aber hier gefallen auch die 22er: Sie bieten beide großen Trinkspaß.

Die 23er Rieslinge aus den Lagen Steffensberg und Ellergrub zeigen im besten Sinne des hauseigenen Stils viel Komplexität, Stoffigkeit und Länge.

Richtig aufregend dann der Riesling Zollturm 2023! Die extreme Steillage Zollturm mit grauem, quarzithaltigen Schieferboden liegt hoch über der Mosel zwischen Enkirch und Starkenburg (siehe Bild unten). Der Ertrag lag 2023 bei weniger als 25 hl/ha, das ist weniger als die Hälfte mancher Riesling GG mit wohlklingendem Namen. Gernot Kollmann hat 2023 einen hoch konzentrierten, dichten und kompakten Riesling erzeugt, der uns staunen lässt. Im Duft zeigen sich intensive Würznoten, Kräuter und ein sahniger Touch. Diese sahnige Karamellnote findet sich auch im Geschmack wieder, hochreife Mirabellen werden von einer feinen, eleganten Kräuterwürze begleitet. Der extraktreiche Riesling zeigt expressives Spiel und mineralische Power, ein bärenstarker Riesling der Extra-Klasse, der lange am Gaumen haften bleibt. Ein Muss für Riesling-Liebhaber!

Die Schiefer-Steilstlage Zollturm mit Blick Richtung Traben

Geradezu monumental ist der Riesling Batterieberg 2023! Ein Gänsehaut-Wein! Der Batterieberg wurde im 19. Jhd. durch zahlreiche Sprengungen von Felsnasen in Form gebracht, dennoch ist der Weinbau dort in der mega-steilen Lage eine Herausforderung. Die Reben wurzeln in Einzelstöcken im grauen Schiefer. Dieser trockene Riesling ist eine Wuchtbrumme! Der 2023 ist ein Wein mit enormer Power, Kraft und Tiefgang, wie man ihn an der Mosel nicht erwartet. Unglaublich viel Spannung hinter der pikanten, gelbfruchtigen Aromatik, eine sensationell knackige Mineralität verleiht ihm eine faszinierende Finesse. Die Gärung ist bei 9 g/L Restzucker stehen geblieben, der dezente Süße-Touch ist jedoch mit einem feinen Säurespiel bestens gepuffert. Er endet mit faszinierendem Aromenspiel von Papaya, Maracuja, hochreifen Mirabellen und Aprikosen in einem salzigen, ultra-lange nachklingenden Finale. Jetzt schon in seiner Jugend herrlich zu trinken, doch wird er in den nächsten Jahren noch zulegen und gut 25 Jahre Freude bereiten. Für mich der bisher beste Batterieberg überhaupt! Für mich 98 Punkte!

Die Riesling-Stöcke in Einzelpfahlerziehung in der kargen, steinigen Schiefersteilstlage Batterieberg

Eine Sensation ist der 2023er Riesling Zeppwingert Reserve! Auf den höchst gelegenen Terrassen des Batterieberg liegt diese Parzelle. Die mehr als einhundert Jahre alten Reben erbringen Mini-Erträge mit kleinbeerigen Trauben, 2023 waren es nicht einmal 15 hl/ha. Der frisch gefüllte, aber noch nicht im Verkauf befindliche 2023er zeigt schon im Duft ein Kaleidoskop an tropischen Früchten, fein unterlegt mit subtiler Kräuterwürze. Am Gaumen sehr dicht und kompakt, mit jeder Minute im Glas öffnet er sich mehr und offenbart neben der intensiv saftigen Frucht von Mirabellen, hochreifen Birnen und Maracuja eine geniale Würzigkeit, die man spicy und crunchy nennen könnte. Dieses Aromenspiel ist faszinierend dicht und intensiv, mit salzigen Noten, ein Wein zum Kauen, auch wenn die Säure nach der Abfüllung noch ein wenig spitz wirkt. Ein Hammerwein, mit spektakulärer Länge, galaktisch! 98 bis 100 Punkte. Damit einer der besten trockenen Rieslinge Deutschlands.
Der 2023er kommt erst im Laufe des Jahres 2025 auf den Markt. Die wenigen hundert Flaschen werden an wenige "nette Händler" (wörtlich Gernot Kollmann) verteilt. Wir haben unser Kontingent gesichert!

Wer keine Geduld hat, auf den Zeppwingert Reserve 2023 zu warten, für den haben wir ein adäquates "Trostpflaster". Vom 2017er Zeppwingert Reserve konnten wir noch ein paar Flaschen nachkaufen. Gernot Kollmann ließ ihn 18 Monate lang im Holzfass auf der Feinhefe reifen. Hoch konzentriert und präzise, sowie von unglaublicher Intensität erblüht das Bukett mit einem Reigen an Fruchtaromen wie Mirabelle, gelber Pfirsich, Honigmelone und Kapstachelbeeren. Dazu gesellen sich steinige und erdige Noten, Kräuter, Akazienhonig und sublime Eichenholztöne. Eine Symphonie an Duftnoten, die sich mit der Entwicklung an der Luft entfalten und ständig zwischen laut und leise wechseln. Am Gaumen dann satte, reife Fruchtaromen, die von Karamell begleitet werden, wieder eine intensive Kräuterwürze, energiegeladen und spannungsreich. Danach erschließt sich ein salzig-kristalline Mineralität, die von filigranen Gerbstoffen gestützt wird. Das Ganze ist eine Komposition, deren Struktur von feinster Textur ergänzt wird, wie ein expressives, aber fein abgestimmtes und ausgewogenes Drei-Sterne-Gericht. Ja, wenn man bei diesem Vergleich bleiben möchte, ein alle Sinne ansprechendes Gesamtkunstwerk, bei dem jeder Akzent zu wenig der Perfektion abträglich wäre. 

Text: Frank Roeder MW
Fotos: Weingut Immich-Batterieberg