Batterieberg: Grandiose Rieslinge im Weltklasse-Format, und ein faszinierender Elbling
Gernot Kollmann lässt seinen Weinen Zeit. Viel Zeit, wenn man es genauer formulieren will. Die Zeit, die Rieslinge brauchen, um durch den Kontakt mit der Hefe an Tiefe zu gewinnen, aber auch an Geschmeidigkeit und Fülle. Daher waren wir erst im Oktober vor Ort, um uns von der Güte seiner Weine ein eigenes Bild zu machen. Auch wenn immer noch nicht alle 2023er Weine gefüllt sind, unter anderem der Detonation, kann ich eines bestätigen: Das Warten hat sich gelohnt!
Alle 23er Weine, die ich verkostet habe, haben mich begeistert, haben mich in ihren Bann gezogen! Trotz Lese hatte Gernot viel Zeit für mich, denn ein gebrochener Fuß verwehrte es ihm, in den steilen Weinbergen bei der Lese oder im feuchten Keller bei der Vinifikation zu helfen.
Schon der erste Wein war eine Mega-Überraschung: Ich gestehe, ich bin kein Fan von Elbling. Die meisten Weine aus dieser alten Rebsorte sind säuerlich (Elbling hat in der Regel noch mehr Säure als Riesling!) und haben nur sehr selten Substanz. Doch der Elbling von Immich-Batterieberg hat mich begeistert. Er stammt von 50 Jahre alten Reben aus einer Schiefer-Steillage, die biologisch bewirtschaftet werden. Das Weingut ist mit seinen 2023er Weinen erstmals BIO-zertifiziert. Dank niedriger Erträge zeigt sich der Wein dicht. Ein langer Kontakt mit den Hefen nach spontaner Vergärung verleiht ihm einen feinen Schmelz. Die malolaktische Gärung (BSA) hat das Säureniveau der ohnehin sehr spät gelesenen, hochreifen und kerngesunden Trauben nochmals reduziert. Natürlich ist die Säure immer noch prägnant, aber eben nicht mehr spitz und kantig. Sie ist bestens integriert, und wird dank der salzigen Mineralität nochmals gut gepuffert. Unfiltriert und ungeschwefelt hat Gernot ihn angefüllt, was nur mit kerngesunden Trauben und komplett vergorenem Zucker machbar ist. Mit einem Restzucker von weniger als 1 g/L und nur 9,5% Alkohol bleibt er trotz seiner intensiven Aromatik und Dichte vergnüglich und nicht schwer.
Attraktiv sind auch die bereits gefüllten 23er Rieslinge CAI (der nicht BIO-zertifiziert ist wegen Traubenzukaufs) oder der wunderschöne Escheburg Riesling. Gegenüber seinem Vorgänger aus dem extrem trockenen Jahr 2022 zeigt der 23er Intensität und enorme Vielschichtigkeit. Der Detonation und Briedeler Herzchen sind als 23er noch nicht gefüllt, aber hier gefallen auch die 22er: Sie bieten beide großen Trinkspaß.
Die 23er Rieslinge aus den Lagen Steffensberg und Ellergrub zeigen im besten Sinne des hauseigenen Stils viel Komplexität, Stoffigkeit und Länge.
Richtig aufregend dann der Riesling Zollturm 2023! Die extreme Steillage Zollturm mit grauem, quarzithaltigen Schieferboden liegt hoch über der Mosel zwischen Enkirch und Starkenburg (siehe Bild unten). Der Ertrag lag 2023 bei weniger als 25 hl/ha, das ist weniger als die Hälfte mancher Riesling GG mit wohlklingendem Namen. Gernot Kollmann hat 2023 einen hoch konzentrierten, dichten und kompakten Riesling erzeugt, der uns staunen lässt. Im Duft zeigen sich intensive Würznoten, Kräuter und ein sahniger Touch. Diese sahnige Karamellnote findet sich auch im Geschmack wieder, hochreife Mirabellen werden von einer feinen, eleganten Kräuterwürze begleitet. Der extraktreiche Riesling zeigt expressives Spiel und mineralische Power, ein bärenstarker Riesling der Extra-Klasse, der lange am Gaumen haften bleibt. Ein Muss für Riesling-Liebhaber!
Die Schiefer-Steilstlage Zollturm mit Blick Richtung Traben
Geradezu monumental ist der Riesling Batterieberg 2023! Ein Gänsehaut-Wein! Der Batterieberg wurde im 19. Jhd. durch zahlreiche Sprengungen von Felsnasen in Form gebracht, dennoch ist der Weinbau dort in der mega-steilen Lage eine Herausforderung. Die Reben wurzeln in Einzelstöcken im grauen Schiefer. Dieser trockene Riesling ist eine Wuchtbrumme! Der 2023 ist ein Wein mit enormer Power, Kraft und Tiefgang, wie man ihn an der Mosel nicht erwartet. Unglaublich viel Spannung hinter der pikanten, gelbfruchtigen Aromatik, eine sensationell knackige Mineralität verleiht ihm eine faszinierende Finesse. Die Gärung ist bei 9 g/L Restzucker stehen geblieben, der dezente Süße-Touch ist jedoch mit einem feinen Säurespiel bestens gepuffert. Er endet mit faszinierendem Aromenspiel von Papaya, Maracuja, hochreifen Mirabellen und Aprikosen in einem salzigen, ultra-lange nachklingenden Finale. Jetzt schon in seiner Jugend herrlich zu trinken, doch wird er in den nächsten Jahren noch zulegen und gut 25 Jahre Freude bereiten. Für mich der bisher beste Batterieberg überhaupt! Für mich 98 Punkte!