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Zwei Neue aus Mallorca: Talvin und Na Pujola

Die Weine aus Mallorca werden immer besser. Konsequenterweise finden Sie auch außerhalb der Insel immer mehr Anhänger, denn was man vor Ort als Urlauber genossen hat, will man auch zu Hause wieder genießen. Allzu häufig endet diese Strategie in einer Enttäuschung, und der mitgebrachte Wein schmeckt nicht einmal annähernd so gut wie im Urlaub. In diesem Fall ist das anders: Die Weine von Ses Talaioles gehören seit vielen Jahren zu den Favoriten unserer Kunden, und schmecken hierzulande mindestens ebenso gut wie auf Spaniens beliebtester Insel. Nun gibt es gleich zwei neue Weine von Ses Talaioles, die wir Ihnen hier vorstellen möchten.

Im Juni war ich vor Ort zu Besuch auf Ses Talaioles. Dieses Weingut der Familie de Waal aus Hamburg, wurde im Jahr 2000 gekauft und hat sich seitdem prächtig entwickelt. Die ersten 15 Jahre wurden von dem bekannten Winzerstar Bernd Philippi aus Kallstadt (Pfalz) geprägt. Aus internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah sowie Tempranillo und autochthonen Rebsorten wie Manto Negro und Callet wurden auf kalkreichen Böden mit Hanglage nach Osten mit dem Sestal und dem Sestalino kraftvolle, charmante und charakterstarke Rotweine erzeugt, die schnell zu den Publikumslieblingen in unserem Sortiment gehörten.

Nach dem Vorbild Bordeaux war der Sestal der Erstwein und der Sestalino - sein "kleiner" Bruder - eine Art Zweitwein. Mit weniger Holzeinsatz (nur gebrauchte Fässer) war der Sestalino der preisgünstigere und trinkigere Wein. Der Sestal hingegen ein kraftvoller Bursche, mit viel Substanz, Fülle und großem Lagerpotenzial. Erst später kam der Spitzenwein Na Pujola hinzu, der sicher zu den allerbesten Weinen der Insel zählt. 

Nun hat die Familie de Waal die Weichen für das Weingut neu gestellt: Sohn Franz entschied sich für eine neue Karriere: Nachdem er zuvor erfolgreich in der Immobilienbranche tätig war, wollte er sich verändern und mehr in der Natur arbeiten als ständig hinterm Schreibtisch und PC zu sitzen. Er schrieb sich in Bordeaux für ein Önologie-Studium ein, das er voraussichtlich 2020 abschließen wird. Mit Beginn der Saison 2019 hat der 31-jährige Franz de Waal inzwischen die Leitung des Weinguts übernommen.

Franz de Waal (31) ist der neue Chef auf Ses Talaioles

Franz de Waal (31) ist der neue Chef auf Ses Talaioles



In Bordeaux lernte er auch mit Federico Zaina einen international erfahrenen Önologen kennen, der inzwischen als hauptverantwortlicher Kellermeister agiert und mit dem Jahrgang 2019 erstmals seine Handschrift zeigen wird.

Inzwischen sind auf Ses Talaioles 8,8 Hektar in Ertrag. 1,2 weitere Hektar sind bereits neu gepflanzt. Insgesamt will man langsam, aber stetig auf eine endgültige Betriebsgröße von 15 Hektar wachsen. Die Flächen dafür sind vorhanden.

Voller Stolz zeigt Franz mir die neueste Anlage. Aufgrund der anhaltenden Probleme in Spanien mit Trockenheit wurde hier auch eine Bewässerungsanlage installiert, die zum Teil auch in bereits in Ertrag stehende Anlagen nachträglich eingebaut wurde.

Die neu gepflanzte Rebfläche auf Ses Talaioles mit Bewässerung
Die neu gepflanzte Rebfläche auf Ses Talaioles mit Bewässerung

Das Terroir ist kalk-geprägt, besonders auf dem Hügel ist die Schicht mit organischem Material (Mutterboden) über dem Kalkfelsen mit 20 bis 25 cm sehr dünn (siehe Foto unten). Ohnehin musste schon 2000 - als das Weingut entstand - der Boden maschinell vorbereitet werden, indem man die dicksten und steinigsten Kalkfelsen entfernte, damit die Reben Wurzeln fassen konnten.

Die kalkgeprägten Böden von Ses Talaioles haben nur wenig Mutterboden
Die kalkgeprägten Böden von Ses Talaioles haben nur wenig Mutterboden

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Aufgrund der unterschiedlichen Dicke des Mutterbodens bzw. Härte der Kalkfelsen ist selbst innerhalb einer Parzelle die Vegetation der Pflanzen recht unterschiedlich. Manche Stöcke leiden an Trockenstress, während 2 Reihen weiter die Reben prachtvoll gedeihen.

Der Anbau erfolgt weitestgehend organisch, zum großen Teil aus der eigenen landwirtschaftlichen Produktion. Eine Bio-Zertifizierung ist bisher nicht geplant.

Eine der ersten Maßnahmen von Franz war es, einen neuen Einstiegswein zu kreieren. Die Notwendigkeit,  unterhalb des Sestalino einen preis-attraktiven Wein positionieren, ist plausibel: Nur mit einem guten Wein  kann man Weinliebhaber für die besseren Weine begeistern. Das macht besonders vor dem Hintergrund der geplanten Expansion Sinn. Der Talvin genannte Wein wird seit dem Jahrgang 2016 besonders aus den flacheren Tallagen produziert. Später sollen die Trauben von den jungen Reben, sobald sie in Ertrag stehen, hinzukommen.

Der Name Talvin leitet sich von den Ureinwohnern Mallorcas ab, die Talajotes genannt wurden. Diese waren für ihre Fähigkeiten mit der Steinschleuder bekannt, weshalb sie im punischen Krieg vom römischen Heer gefürchtet waren. Das Etikett zeigt daher ein antikes Bild eines dieser Steinschleuderer. Die Entscheidung für einen Einstiegswein fiel erst 2017, lange nachdem der 2016er bereits im Fass war. Der 2016er Talvin ist aus den Sorten Merlot, Syrah, Tempranillo, Callet, Manto Negro erzeugt. Er entstand aus einer Selektion der Fässer, was die beiden anderen Weine Sestalino und Sestal gestärkt hat. Der Talvin ist meines Erachtens ein immer noch recht kraftvoller Bursche. In Zukunft soll der Talvin aber weniger vom Holz geprägt sein und dadurch noch fruchtbetonter und trinkiger werden. Er ist jetzt schon ein herrlich fruchtiger, saftiger Wein. Im Duft überzeugen die Aromen von Johannisbeere, Holunder, Himbeere und Kirsche, die von zarten Noten von Vanille und dunkler Schokolade begleitet werden. Am Gaumen ist er ungemein saftig und verspielt, zeigt viel Frucht, die von feinkörnigen Tanninen gestützt wird. Sehr schöner Trinkfluss.

Das Weingut Ses Talaioles bei Manacor

Das Weingut Ses Talaioles bei Manacor

Vom Spitzenwein Na Pujola bin ich seit Jahren begeistert. Er hat den Nachteil, dass er nur in kleinen Mengen produziert wird. Wir hatten ihn bereits vor Jahren ausschließlich in Magnum-Flaschen angeboten, die Begeisterung hervorgerufen haben. Nun können wir, da die Menge stetig auf knapp 1.000 Flaschen gewachsen ist, ihn auch regulär ins Programm aufnehmen.

Aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Manto Negro entsteht einer der besten Weine der Insel Mallorca. Franz de Waal hat aus seinen drei besten Barriques diesen raren Wein erzeugt, weil sich die drei Fässer qualitativ so deutlich von den anderen abgehoben haben. Sehr konzentrierte, kompakte und stoffige Frucht im Auftakt, Schattenmorellen, Cranberries und Pflaumen, aber auch Heidelbeeren. Auch die Gerbstoffe sind konzentriert, aber sehr feinkörnig und bestens integriert. Der Wein begeistert vom ersten Schluck an, wird aber im Glas von Minute zu Minute besser. Absolute Spitzenklasse in Mallorca!

Text und Fotos: Frank Roeder MW