Te Muna Sauvignon Blanc von Craggy Range aus Neuseeland: 96 Punkte im Decanter

19. August 2022 News

In der neuesten Ausgabe September 2022 des DECANTER, der einflussreichsten englischsprachigen Weinfachzeitschrift weltweit, wurden die besten Sauvignon Blancs Neuseelands verkostet und bewertet. 116 Weine standen im Wettbewerb, davon erreichte einer die Kategorie Exceptional mit 98 Punkten, 5 landeten in der Kategorie Outstanding (97 bis 95 Punkte), 40 waren Highly Recommended, 45 Recommended, 21 Commended, 4 Fair.

Wenig überraschend war für mich die generell hohe Qualität der Weine, wobei die meisten der hochbewerteten Weine nicht etwa aus der bekanntesten Herkunft Marlborough von der Südinsel kamen, sondern aus der Region Wairarapa (Martinborough) von der Nordinsel. Das lag an der Finesse und Mineralität dieser Weine, während der fruchtintensive, oft vom Holz unterstützte Stil aus Marlborough von den Juroren nicht ganz so geschätzt wurde. Das lieget vielleicht auch daran, dass diese Stilistik inzwischen internationaler Standard geworden ist.

Sieger war der 2019er Te Koko Sauvignon Blanc von Cloudy Bay aus dem Wairau Valley in Marlborough, der mit 98 Punkten den Vogel abschoss. Ein gereifter, im Holzfass vergorener und ausgebauter Sauvignon, der mit Wucht, Kraft und Intensität glänzt.

Auf Platz 2 dann der 2021 Te Muna Sauvignon Blanc von Craggy Range, der mit 96 Punkte meiner Meinung nach vielleicht einen Tick zu hoch bewertet wurde. Aber so ist das manchmal: Weinverkostungen sind Momentaufnahmen, die man auch im Kontext der anderen angestellten Weine sehen muss. Aber dieser Wein ist definitiv Spitzenklasse, der mit Finesse und Subtilität, Mineralität und Salzigkeit glänzt. Eine Stilistik, die ich persönlich mehr schätze als das Imponiergehabe der holzbeladenen Weine, bei denen man oft nach dem ersten, spätestens nach dem zweiten Glas satt ist.

Die Weine von Craggy Range hatten mich gepackt! Craggy Range, mit Standorten in Hawkes Bay (Foto oben) und Martinborough, produziert aufregende Weine aus Sauvignon Blanc, Pinot Noir und Syrah. Schon bei meinem ersten Besuch in Neuseeland war ich hin und weg. Das war im Jahr 2011, also vor mehr als zehn Jahren, doch schon in meiner Ausbildung zum Master of Wine kam ich in den 2000er Jahren immer wieder in Kontakt mit den Weinen von Craggy Range, die einen nachhaltigen Eindruck hinterließen.

Spätestens 2019, bei meinem zweiten Besuch vor Ort, war klar: diese Weine will ich haben und meinen Kunden zeigen. Ich stand mit 40 anderen Masters of Wine im Rahmen unserer alljährlichen Fortbildungstouren auf dem Te Mata Peak (im Foto oben am rechten Bildrand) und blickte auf das Weingut im Tal hinab: Ein spektakulärer Anblick.

40 Masters of Wine posieren fürs Gruppenfoto auf dem Te Mata Peak (2019)

 

Der Blick von Te Mata Peak auf Craggy Range (im Hintergrund der Pazifik)

Beim Besuch des Weingutes verkosteten wir fast alle Weine von Craggy Range (und zahlreichen anderen Nachbarweingütern) im kreisrunden Gärkeller, und wie schon zuvor hatten mich besonders die Weine von Craggy Range berührt. Es kristallisierte sich immer stärker heraus: Diese Weine will ich ins Sortiment aufnehmen.

Nun haben wir eine hochwertige Auswahl von betörenden Weinen aufgenommen, die auch Sie begeistern werden! Das zeigte sich, als wir die Weine während unserer Hausmesse am 1. Mai erstmals der Öffentlichkeit vorstellten: Die Weine schlugen ein wie eine Granate, selbst die hochpreisigen Spitzenweine wurden fleißig bestellt.

"Value for money", oder "preislich wesentlich besser als Burgund" und "schmeckt noch besser als tolle Burgunder" sind nur einige der begeisterten Kommentare der Besucher.

Doch wer steckt hinter diesem noch recht jungen Weingut? 

Es wurde 1997 von der australischen Familie Peabody und dem Önologen und Master of Wine Steve Smith gegründet. Ihre Philosophie, sich auf Single Vineyard Weine zu konzentrieren, also auf Weine aus Einzellagen, war zur damaligen Zeit zumindest in Neuseeland revolutionär. Heute - nachdem die Ergebnisse wesentlich charaktervollere Weine hervorbrachte - ist das zumindest im Bereich Spitzenweine Standard!

Der Standort im Schatten de Te Mata Peak, das Wahrzeichen der Weinregion Hawkes Bay, mit seiner Nähe zum kühlen Pazifik war geradezu ideal: Das kühle Klima ähnelt dem im Burgund oder der Loire, der Pazifik sorgt nicht nur im warmen Sommer für gemäßigte Temperaturen, sondern bringt mit seinen salzigen Brisen auch einen besonderen Effekt. Dazu später.

An zwei Standorten erzeugt Craggy Range Wein: In Hawkes Bay gedeihen eher die Bordeaux Rebsorten und besonders Syrah. Dort werden in der Giants Winery (auf den Bildern oben zu sehen) kraftvolle Rotweine erzeugt. Besonders die sehr steinige Lage Gimblett Gravels hat sich als exzellent für die Syrah-Traube geeignet bewiesen. Dort, wo vor Jahrtausenden ein Gletscher die Felsen zermalmte und Richtung Pazifik schob, wirkt die Szenerie wie in einem ausgetrockneten Flussbett. Die Syrah-Weine, die hier entstehen, haben eher die pfeffrige Aromatik und Feinheit eines Syrah von der nördlichen Rhône als die Wucht und Kraft eines australischen Shiraz.

Panorama über die Gimblett Gravels Vineyards

Etwas weiter südlich, im Anbaugebiet Wairarapa, südlich des Dorfes Martinborough, liegt die zweite Kellerei von Craggy Range. Sie nennt sich wie der Weinberg: Te Muna. In der Sprache der Maori bedeutet Te Muna Geheimnis. Dort wachsen auf zwei Terrassen die Sorten Sauvignon Blanc (auf der unteren Terrasse) und Pinot Noir (auf der kühleren oberen Terrasse). Das "Geheimnis" zeigt sich in den Weinen: Beide - sowohl der Weißwein Te Muna Sauvignon Blanc wie der Rotwein Te Muna Pinot Noir - sind mit einer geradezu seidigen Eleganz ausgestattet, wie sie in anderen Weinen der Region nicht zu finden sind. Vielleicht ist das auch das Geheimnis, warum ich so begeistert von den Weinen bin.

Der Spitzen-Pinot Noir Aroha kommt ebenfalls aus Te Muna. Aus zwei alten Parzellen, von denen eine noch mit dem berühmten Abel-Klon bestockt ist, stammen die Trauben für diesen spektakulären Pinot Noir, der mit seiner Intensität, Dichte und mineralischem Kaleidoskop die großen Burgunder herausfordert, und deutlich weniger kostet. Dieser Wein hat sicher erheblich dazu beigetragen, dass Craggy Range in der Liste der 100 besten Weingüter der Welt auf Rang 17 geführt wird.

Text: Frank Roeder MW

Fotos: Frank Roeder MW und Craggy Range