Die Quintessenz des Lugana: Orestilla von Montonale

12. Juni 2020 News

Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Der Lugana Orestilla von Montonale ist der begehrteste und gesuchteste Lugana. Vor wenigen Jahren noch kaum bekannt, änderte sich dies schlagartig, als der Jahrgang 2015 vom Decanter mit der Platinum-Medaille ausgezeichnet und mit dem Titel  "Der beste rebsortenreine Weißwein" geadelt wurde. Siehe hierzu auch unseren Artikel "Jens Priewe schreibt über den besten rebsortenreinen Weißwein". Seitdem genießt das Familienweingut Montonale auch unter seinen Lugana Kollegen höchstes Ansehen und wurde zum besten Lugana Produzenten von den dortigen Winzern gewählt. Jetzt - rechtzeitig zum Erscheinen des neuen Jahrgangs 2018 gibt es eine neue Auszeichnung: VIVINO zählt den Lugana Orestilla 2017 zu den besten 30 Weinen der Welt. Darunter findet sich als einziger Italiener noch Gaja.

Jetzt ist der Lugana Orestilla 2018 eingetroffen, und ich darf soviel schon mal vorwegnehmen: Er ist eine konsequente Weiterentwicklung seiner Vorgänger. Während der normale Lugana Montunal im April des auf die Lese folgenden Jahres freigegeben wird, also der Lugana Montonal 2019 ist gerade erst wenige Wochen auf dem Markt und war unser Wein des Monats April 2020, erscheint der Lugana Orestilla immer mindestens ein Jahr später. Er reift mehr als 8 Monate auf seiner Feinhefe, die nach einem festen Zeitplan aufgerührt wird. Zu Beginn der Reife etwas häufiger, später dann seltener. Dadurch erhält er seine burgundische Struktur mit diesem sensationellen Mundgefühl. Es schließen sich weitere 10 Monate Flaschenreife an.

Claudio Girelli rief mich vor wenigen Tagen an und fragte meine Meinung zu einer weiteren Ausdehnung dieser Ausbauzeit. Der Lugana Montunal soll - wenn es nach Kellermeister Roberto geht - in Zukunft erst im Herbst auf die Lese auf den Markt kommen, und der Lugana Orestilla noch ein Jahr später, also nach 18 Monaten Reife.

Wer den Lugana Orestilla 2018 jetzt probiert wird mir zustimmen, dass das eine gute Idee ist. Obwohl die Welt nach jungen Weinen schreit und mit Unverständnis reagiert, nicht unmittelbar nach der Lese schon den neuesten Jahrgang kaufen zu können, brauchen große Weine Zeit zum Reifen! Daher habe ich ihm zugestimmt, die Freigabe noch weiter nach hinten zu schieben, vorausgesetzt, er setzt das konsequent auf allen Märkten um, insbesondere auf dem Heimatmarkt. Es wird spannend zu sehen, wie die Touristen reagieren, die in ihrem Sommerurlaub am Gardasee das Weingut besuchen und den neuesten Jahrgang nicht kaufen können, weil er erst im September freigegeben wird. Ich habe großes Vertrauen in die Brüder Girelli, hier ganz mit Blick auf die Qualität der Weine zu entscheiden.

Wer den 2019er Lugana Montunal gekostet hat (und das sind inzwischen sehr viele Weinliebhaber) wird von dem 2018er Lugana Orestilla erst einmal mehr erwarten - und deswegen enttäuscht sein. Denn der Wein ist noch ziemlich verschlossen und zeigt noch nicht die charmante, betörende Frucht des Montunal. Aber Großes lässt sich erahnen: Substanz, Mundgefühl und Extrakt sind jetzt schon phantastisch. Mit weiterer Flaschenreife wird er deutlich gewinnen. Gönnen Sie ihm also noch ein paar weitere Monate Flaschenreife, mindestens 3, besser noch 6 Monate, er wird es Ihnen mit Genusszuwachs danken.

Die Rebsorte Turbiana

Die Rebsorte Turbiana, aus der reinsortig der Lugana Orestilla erzeugt wird

Der Orestilla sowie der Montunal werden reinsortig aus der Sorte Turbiana erzeugt, die andernorts auch Verdicchio Bianco und Trebbiano di Soave genannt wird. Das 25 Hektar große Weingut liegt südlich der Stadt Desenzano bei dem Örtchen Montonale, nach der es benannt ist. Dort liegen die besten Böden des Anbaugebietes. Den lehmigen Kalk, der dort den Untergrund bildet, findet man nur auf 400 des insgesamt 1100 Hektar großen Lugana-Anbaugebiets. Daher stammen von hier auch die besten Weine der Region.

Der Orestilla wiederum wächst auf einer Moränenkuppe, von der er seinen Namen erhielt. Die Kuppe ist nach Süden orientiert, weshalb hier die Trauben besser reifen. Überhaupt sind die gesamten Rebflächen von Montonale rund um das Betriebsgebäude zu finden, so dass eine schnelle Verarbeitung der Trauben nach der Handlese erfolgt. Die Trauben werden entrappt und unter Ausschluss von Sauerstoff gepresst. Dazu füllt Roberto die Presse mit Stickstoff: "Unsere Turbiana enthält nur ein Drittel des Schwefeldioxids im Vergleich zum Durchschnitt des Lugana-Gebietes. Dies ist möglich, weil wir beim Pressen nur Stickstoff verwenden, ein Inertgas, das Sauerstoff ersetzt und die Oxidation des Mosts verhindert. Wir gewinnen an Frische, Aromenreichtum und ... Gesundheit."

Pressen ohne Sauerstoffeinfluss

Die Presse wird mit Stickstoff gefüllt, um eine Beeinflussung des Mostes durch Sauerstoff zu verhindern

Anschließend lässt er die Maische ungewöhnlich lange, über zehn Tage bei kühlen 6°C ruhen. Das ist ungewöhnlich lange für weiße Trauben. Bei diesen kühlen Temperaturen setzt die Gärung nicht ein, aber die Aromenvorstufen erschließen sich. Die Weine gewinnen so an Struktur und Fruchtintensität.

Die 3 Brüder Girelli vom Weingut Montonale

Die 3 Brüder Girelli vom Familienbetrieb Montonale: Claudio kümmert sich um den Vertrieb, Valentino pflegt die Reben, Kellermeister Roberto macht die Weine

Dann lässt Roberto Girelli die Temperatur steigen, die Gärung setzt langsam ein. Er verwendet nur die natürlichen Hefen, so dass seine Weine durch dezente Spontangäraromen zusätzliche Komplexität erhalten. Dann reifen die Weine mehrere Monate auf der Feinhefe, der Lugana Orestilla für mindestens 8 Monate im Tank und dann noch weitere 10 Monate in der Flasche.

Der Orestilla 2018 präsentiert sich im Duft zunächst verhalten. Noten von gelbem Apfel, Safran und Pomelo schimmern durch. Erst mit etwas Zeit im Glas und ausreichender Belüftung durch Schwenken des Glases öffnet er sich langsam und offenbart zusätzlich Aromen von gelbem Pfirsich, ja sogar etwas Mango. Dann kommt noch zart Thymian zur Geltung.

Am Gaumen wiederholt sich diese Wahrnehmung: Zunächst etwas puristisch und schlank in der Aromatik, aber schon mit zartem Schmelz und viel Extrakt zeigt er ansatzweise, was in ihm steckt. Mit dem Erwärmen im Glas öffnet er sich weiter und gewinnt an Statur und Größe. Mundfüllend die Apfel- und Zitrusaromen, etwas Ananas und Stachelbeere, mit Tiefe und Spannung, ausreichend reifer Säure und betont trocken, nach und nach erschließt sich seine Komplexität. Eine salzige Mineralität prägt das lange Finale. Er wird sicher von weiterer Flaschenreife profitieren und die nächsten 5 Jahre großes Trinkvergnügen bescheren.

Er passt hervorragend zu Fisch und Meeresfrüchten, Muscheln und hellem Fleisch. Genial auch Risotto mit grünem Spargel oder Pilzen, Radicchio oder Zucchiniblüten (Fior di Zucca).

Text: Frank Roeder MW

Fotos: Montonale