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Die 2018er Scharzhofberger von Egon Müller sind da

Dass 2018 in weiten Teilen Europas und besonders in Deutschland ein herausragender Jahrgang war dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Von dem heißen 2018er Sommer und dem folgenden schönen Herbst profitierten alle Regionen: nicht nur die Qualitäten waren hervorragend, auch die Erntemenge war - endlich mal wieder - überdurchschnittlich . Nach den Erntemengen der letzten Jahre eine Wohltat! Kühle Regionen waren stärker begünstigt, besonders an Saar und Mosel konnten herausragende Weine entstehen. Daher war ich auf die Jahrgangsprobe bei Egon Müller besonders gespannt, und meine hoch gesteckten Erwartungen wurden gar übertroffen!

Eine Jahrgangsprobe bei Egon Müller ist immer ein besonderes Erlebnis: Seit mehr als zwanzig Jahren habe ich das Vergnügen, alle abgefüllten Weine des Jahrgangs nacheinander verkosten zu dürfen, inklusive der möglichen Versteigerungsweine. Das Prozeder ist meist gleich: Man wartet in der Eingangshalle des altehrwürdigen Scharzhofs, Egon Müller selbst (oder seine Mitarbeiterein Veronika Lindner) holen die Weine aus dem kühlen Keller. Die Probeflaschen sind immer halbe Flaschen mit Verkostungsetikett (siehe Foto) und werden in der vorgesehenen Nummerierung an einem kleinen Tisch aufgereiht.

Man verkostet in aller Ruhe, konzentriert, notiert die Wahrnehmungen, und spricht nur bei Nachfragen. Lasse ich die letzten Jahre Revue passieren, bleiben mir vor allem die Jahrgänge 2005, 2010 und nun 2018 in glänzender Erinnerung. Vinologische Sternstunden mit atemberaubenden Weinen, die Berühren, die unter die Haut gehen, Gänsehaut verursachend. Weine, die man nie wieder vergisst.

Doch bevor ich hier die Bewertungen veröffentliche, gebe ich gerne die Jahrgangsbeschreibung von Egon Müller persönlich wieder:

Der Jahrgang 2018 im Weingut Egon Müller-Scharzhof

Der Winter 2017-2018 war mild und regnerisch. Insbesondere im Dezember und Januar gab es sehr viel Niederschlag. Februar und März waren etwas kälter als der Durchschnitt, aber im April verbesserte sich das Wetter und April und Mai waren die jeweils wärmsten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Die Reben trieben zwar recht spät aus, wuchsen dann aber sehr schnell. Ende Mai gab es viel Regen und der Peronospora-Druck stieg stark an. Wir mussten schon am 17. Mai mit dem Pflanzenschutz beginnen. Die erste Spritzung wurde noch mit Kupfer und Schwefel gemacht, aber aufgrund der Witterung und der 2016 gemachten Erfahrungen entschlossen wir uns, auf systemische Mittel umzusteigen. In der Nacht zum 1. Juni fielen 80 mm Niederschlag und es kam stellenweise zu Ausschwemmungen. Bis Mitte Juni blieb es feucht-warm und teilweise mussten wir in sehr kurzen Abständen spritzen. Trotzdem kam es im Braunfels und in den von Hand gespritzten Weinbergen zu Peronospora Infektionen, die sich aber in Grenzen hielten. Die Blüte begann früh, verlief gut und war am 5. Juni zu ende. Es gab recht viele Jungfernbeeren aber der Fruchtansatz war sehr erfreulich.

Im Juli wurde es heiß und trocken. Die Witterung begünstigte die Entwicklung der Weinberge und Laubarbeit, Unkrautbekämpfung und Pflanzenschutz waren insgesamt unproblematisch. Die letzte Spritzung fand am 6. Juli statt.

Schon am 17. Juli gingen die ersten Trauben an besonders heißen Stellen in den Wein und nur eine Woche später konnte man überall weiche Beeren finden. Im August wurde es sehr heiß mit Temperaturen bis zu 37°. Anfangs stiegen die Mostgewichte rasant an und zeitweise rechneten wir mit einem Lesebeginn Mitte September. Der September war aber eher durchschnittlich und der Mostgewichtsanstieg verlangsamte sich etwas, wahrscheinlich auch aufgrund des großen Behanges.

Am 24. September begannen wir mit der Traubenlese, nachdem am Wochenende ein Sturmtief durchgezogen war. Die Trauben waren reif und außergewöhnlich gesund und die Menge übertraf unsere Erwartungen. Erst ernteten wir Trauben für den „Scharzhof“ im Oberemmeler Rosenberg und im Wiltinger Braunfels und schon nach 3 Tagen hatten wir so viel Most im Keller wie 2017. In den letzten Septembernächten fiel die Temperatur bis auf 0°, und in der Folge waren die Säuren um etwa 1g/l niedriger. Das war für uns Grund, uns zu beeilen, denn einen weiteren Säurerückgang hätten wir ungern gesehen. Während der gesamten Lese blieb es trocken, meistens sonnig und warm mit Temperaturen bis zu 28°. Der Anteil an edelfaulen Trauben nahm zwar langsam zu, blieb aber bis zum Ende sehr klein. Die Qualität der Botrytis war aber hervorragend und durch die anhaltende Trockenheit begannen auch die gesunden Trauben zu schrumpfen und die Mostgewichte stiegen immer weiter, während die Menge entsprechend zurückging

Am 20. Oktober brachten wir die letzten Trauben ein. 2018 ist für uns die größte Ernte seit langer Zeit. Der durchschnittliche Ertrag lag bei 51 hl/ha. Wir sind begeistert von der Qualität der Trauben und glauben, für jedes Prädikat genau die Qualität geerntet zu haben, die wir uns vorstellen. Die Mostgewichte waren hoch, aber nicht auf dem Niveau von beispielsweise 2005 oder 2010. Die Säuren sind moderat, die pH-Werte aber sehr niedrig. Generell ist 2018 kein Botrytisjahrgang, ähnlich wie in 2011 haben aber schon relativ kleine Anteile an Edelfäule einen großen Konzentrationseffekt und die 2018er Auslesen und Trockenbeerenauslesen dürften auf einem vergleichbaren Niveau liegen.

Ein Ausnahmejahrgang also, der sowohl in Qualität wie in der Menge sensationell war: eine seltene Kombination!

Hier meine Verkostungsnotizen:

2018 Scharzhof Riesling QbA: Charmante Litschie-Noten im Bukett, Mandarinen. Saftig am Gaumen, mit feinerSäure, wirkt leicht dropsig, sehr trinkig, mit feinem Spiel, gefällt sehr. 88 Punkte

2018 Riesling Kabinett Braune Kupp Le Gallais: Wird normalerweise nur in kühlen Jahren wie  2014 oder 2016 produziert, nicht aber in warmen Jahren wie 2015 oder 2017. Insofern ist 2018 eine Ausnahme. Im Duft reife Mandarinen, gelber Pfirsich, tropische Früchte, relativ breit angelegtes Bukett. Sehr süß wirkender Auftakt, mit moderater Säure, viel Cremigkiet, serh üppig, das gefällt richtig gut. Publikumswein! 90 Punkte

2018 Riesling Kabinett Scharzhofberger: Feine edle Kräuterwürze im Bukett (wie sie so typisch für den Scharzhofberg ist), Schifernoten, nasser Stein, hoch attraktiv. Am Gaumen eine Granate: hoch komplex, mit packender Säure, irre Mineralität, irre lang. Grandios! 93 Punkte

2018 Riesling Kabinett Scharzhofberger Alte Reben: Versteigerungswein, 1.200 Flaschen werden angeboten. Expressives Bukett mit intensiver Kräuterwürze, Flieder, sehr tiefgründig, hoch komplex und vielschichtig. Noch recht verschlossen am Gaumen, wirkt etwas spröde, aber großes Potenzial, Power, braucht Zeit, große Zukunft. 93+ Punkte

2018 Riesling Spätlese Braune Kupp Le Gallais: Leichter Botrytiston (30%); Duftet nach Fassbrause, Zitrus, insgesmat recht verschlossen, Schwefel. Sehr fetter Auftakt nach sehr reifer tropischer Frucht, wirkt ölig, sntrengende, mit viel Würze, sehr breit, stumpf, verschlossen, noch stark vom Schwefel geprägt. Abwarten. Keine Wertung. Man sollte ihm noch ein Jahr Flaschenreife gönnen, dann wird seine Balance gefunden haben und sich sicherlich wesentlich besser präsentieren. Ich habe inzwischen mit Stephan Reinhardt gesprochen, der für Parker die Bewertungen macht. Er verkostete diesmal zwei Monate früher als ich (sonst ist es eher umgekehrt) und war begeistert von diesem Wein.

2018 Riesling Spätlese Scharzhofberger: Feine, zarte Würznoten, sehr viel weißer Pfirsich, reife Marillen und Litschie. Köstliche, saftige Pfirsichfrucht mit feiner, zieselierter Säure und Pikanz, viel Spiel, noch leicht vom Schwefel geprägt, wird grandios. 95+ Punkte

2018 Riesling Auslese Braune Kupp Le Gallais: Sehr breite, reife, gelbfruchtige Aromatik, Botrytisnoten und Schwefel dominieren noch das Bukett. Hochreife Orangen und Mandarinen gefolgt von Maracuja prägen den saftigen Auftakt, auch hier deutlich SO2 im Spiel, noch wenig Spannung, aber aromatisch vielfältig und vielschichtig, tiefgründig, Langsamentwickler, braucht Zeit. 93+ Punkte

2018 Riesling Auslese Scharzhofberger: Kräuterwürze nur dezent im Hintergrund, vielmehr tropische Früchte, Ananas. Sehr cremiger und fülliger Auftakt mit köstlicher Frucht, in erster Linie Passionsfrucht, aber auch Mango und Maracuja, mit durchaus milder, aber präsenter Säure und salzig-mineralischem Spiel, großartige Substanz, endlos lang. 96+ Punkte

2018 Riesling Auslese Scharzhofberger Goldkapsel #9: Weltklasse! Im Duft Eisbonbon, Gletschereis, Maracuja in enormer Konzentration und Intensität. Am Gaumen ebenso konzentriert und intensiv, mit gewaltiger Power, extrem stoffig und extraktreich, unaufdringliche Süße (180 g/L Restzucker) mit hochpräzisen, klaren Fruchtnoten, gepaart mit rassiger, frischer und doch reifer Säure, enorm viel wunderschönes, mineralisch geprägtes Spiel, sensationelle Länge. Riesenpotenzial! 98+ Punkte

2018 Riesling Auslese Scharzhofberger Goldkapsel #11 Versteigerungswein: Nur wenige Tage nach der Auslese #9 gelesen und nur mit unwesentlich mehr Zucker gesegnet (187 g/L), aber dennoch ein Wein von einem anderen Stern. Wem es vergönnt ist, einmal davon zu kosten (z.B. am 20. September bei der Versteigerung in Trier), wird sich im Himmel wähnen. Schöner geht nicht! Noch intensiver und präziser im Duft als die Auslese #9, ein geschliffener Diamant mit tausenden Facetten, schon der Duft ist betörend. Am Gaumen erhabene Größe zeigend mit packender Säure, voller Spannung, ein mit Energie strotzendes Elixier, Gänsehaut pur! Da bleibt nur ein: Höchstnote 100 Punkte (kleine Anekdote am Rande: Stephan Reinhardt sieht ihn bei "nur" 99 Punkten, was womöglich daran lag, dass der Wein zwei Monate zuvor noch leicht SO2 geprägt war).

Erstmals in 2018 wurde auch ein trockener Scharzhofberger gekeltert, der allerdings noch im Fass reift. Ob er jemals als Großes Gewächs erscheinen wird, hängt von der Zufriedenheit von Egon Müller mit dem Endresultat ab. Wir werden sehen, ob es diese Premiere geben wird.

Ich erwarte, dass sich diese Weine schnell verkaufen werden und empfehle rechtzeitige Entscheidung. Wer von den Versteigerungsweine haben möchte, sollte mir seine Wunschmenge und Gebote bis zum 15. September zukommen lassen.

Mit Vergnügen Egon Müllers Scharzhofberger genießen

Gibt es etwas schöneres, als einen Tag auf der Mosel mit vielen Scharzhofberger Weinen?

Text und Fotos: Fank Roeder MW