Das Geheimnis der Amphore: Fontodi nutzt die selbst hergestellten Terracotta Gefäße vielfältig. Perfektion in jedem Detail!

10. Dezember 2024 News

Die Familie Manetti - Eigentümer des Weinguts FONTODI in Panzano mitten im Chianti Classico Gebiet - ist auch bekannt als berühmter Hersteller von Terracotta. Hauptsächlich mit Ziegeln fürs Dach (unter anderem ist die Kuppel des Doms in Florenz damit gedeckt) und Fliesen für den Fußboden hat man sich seit 8 Generationen profiliert und ist mit architektonischen Sonderformen für Fassaden zu Weltruhm gelangt. Siehe auch https://www.cottomanetti.com/en. Seit 2013 produziert man dort aus Terracotta Amphoren für Wein. Mit großem Erfolg!

Das Weingut Fontodi, das von Giovanni Manetti geleitet wird (er ist auch seit einigen Jahren Präsident des Consorzio Chianti Classico), spielte dabei natürlich eine wichtige Rolle. Mit dem Jahrgang 2013 wurde erstmals in Kleinauflage ein reiner Amphorenwein erzeugt. Der DINO, benannt nach dem Vater von Giovanni, wurde in der Amphore vergoren und ausgebaut. Der reinsortige Sangiovese war damals noch ein IGP Collli Toscana Centrale und schmeckte so komplett anders als der ebenfalls reinsortige Chianti Classico. Unbeeinflusst vom Holz, aber stark beeinflusst von der Amphore stand einerseits die präzise Frucht im Vordergrund, zum anderen die erdige, mineralisch geprägte Aromatik, die ihn zu etwas Besonderem machten.

Zu Beginn waren nur zwei Amphoren im Einsatz, und schnell zeigte sich, dass Verdunstung und Mikro-Oxidation in der Amphore in etwa der Reifung im Barrique entsprachen. Wie beim Holz ist auch bei Terracotta Gefäßen die Hygiene von entscheidender Bedeutung. Doch beim Holz ist das wesentlich einfacher: Mit einem Hochdruck-Dampfstrahler kann man das Holz selbst dann, wenn es geraume Zeit nicht genutzt wurde, problemlos reinigen. Allerdings wird zur Konservierung Schwefel eingesetzt. Entweder mit schwefligem Wasser oder mit Schwefelfäden, die verbrannt werden. Der Aufwand zur Reinigung ist bei Terracotta aufwendiger: Hier darf man nicht mit dem Hochdruckreiniger arbeiten, die Gefäße müssen mit warmem Wasser von Hand ausgewaschen werden. Am Besten füllt man sie nach der Reinigung mit dem neuen Jahrgang! Nur so lässt sich mikrobiologische Aktivität in den Poren des Terracotta vermeiden.

Die Produktion solcher Amphoren ist aufwendig. Bei Manetti Gusmano gibt es nur 2 Personen, die in der Lage sind, die Amphoren in Handarbeit herzustellen. 

Stück für Stück wächst die Amphore durch Hinzufügen von einem Ring Ton nach dem anderen. Die Amphore steht fest, der Handwerker umkreist die Amphore und fügt die Ton-Ringe von Hand zu. Drei Monate Arbeit dauert die Fertigstellung einer 500 Liter Amphore, denn die Schichten müssen langsam trocknen und dann gebrannt werden.

Anschließend wird der Deckel aus Edelstahl hinzugefügt, um eine Gärung oder den Ausbau ohne Sauerstoff-Einfluss zu ermöglichen.

Im Boden findet sich ein verschlossenes Loch, das ein Abziehen des Weins ermöglicht.

Die Amphoren gibt es in 400, 500 und 600 Liter zu kaufen, der Preis für eine neue 500 L Amphore beträgt rund 3.000 €. Sonderanfertigungen sind bis 800 Liter sind möglich. Bei Fontodi verwendet man aber nur Größen bis 500 Liter. Aktuell sind dort rund 40 Amphoren im Einsatz.

In erster Linie werden sie für die Gärung von Wein eingesetzt, nur der DINO wird auch dort komplett drin ausgebaut. Der Pinot Nero Case Via wird seit 2015 komplett in der Amphore vergoren, ebenso der neue Chianti Classico Gran Selezione Pastrolo, der mit dem Jahrgang 2020 erstmalig erzeugt wurde.  Auch der Flaccianello della Pieve hat einen kleinen Anteil von rund 2% mit Wein aus der Amphore. Auch 30% des Weißweins Meriggio gärt in den Terracotta-Gefäßen.

Die unterschiedliche Aromatik und der Struktur der Weine zwischen Ausbau in Holz und Amphore lässt sich am besten in einer Vergleichsprobe erschmecken. Probieren Sie den DINO neben dem normalen Chianti Classico, oder die beiden Chianti Classico Gran Selezione: den Pastrolo neben dem Vigna del Sorbo. Schnell und überzeugend wird man merken, dass die Frucht der Amphorenweine klarer und prägnanter ist, während das Holz im Chianti Classico und der Gran Selezione deutlich die Struktur stärkt.

Und wer aufmerksam die Entwicklung des Flaccianello verfolgt hat, wird mir zustimmen, dass die Weine über die Jahre besser geworden sind (mal abgesehen von den Jahrgangsunterschieden). Das liegt daran, dass Jahr für Jahr der Umgang mit den Amphoren verbessert wurde und die Präzision tatsächlich dank jahrelanger Erfahrung auf die Spitze getrieben wurde. Perfektion in jedem Detail hat zum Ergebnis, dass die Weine nie besser, klarer und überzeugender waren als heute.

Text: Frank Roeder MW
Fotos: Frank Roeder, Fontodi, Gusmano Manetti