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Acht neue Masters of Wine, einer aus Deutschland

Vor ziemlich genau zehn Jahren erhielt ich per Anruf die Information, dass ich die Prüfung zum Master of Wine bestanden habe und ab sofort diesen Titel tragen darf. Ein Grund zum Feiern, mein Gott: Schon zehn Jahre ist das her! Einen weiteren Grund zum Feiern gibt es, denn Thomas Curtius aus Stuttgart hat nun auch den letzten Teil der schwierigsten Prüfung in der Weinwelt bestanden. Herzlichen Glückwunsch Thomas! Damit gibt es weltweit nun 390 Masters of Wine, die in 30 Ländern tätig sind. In Deutschland sind nun 9 Masters of Wine aktiv.

Die beiden Buchstaben MW (als Abkürzung des Titels), die man dann hinter dem Namen tragen darf, sind die begehrtesten und angesehensten der Weinwelt. Eine mehrjährige Ausbildung bzw. Studium sind notwendig, um die Prüfung aus drei Teilen zu bestehen. Die theoretische Prüfung ist in 5 Teile gegliedert: Weinbau, Kellerwirtschaft, Umgang mit Wein, Weinhandel und zeitnahe Themen. In Essay-Form sind die Prüfungsfragen zu beantworten. Die praktische Prüfung besteht aus 3 Teilen, in denn je 12 Trockene Weißweine, 12 Trockene Rotweine oder 12 andere Weine (Rosé, Schaumweine, aufgespritete Weine, restsüße Weine) blind erkannt und bewertet werden müssen.

Hat man theoretische und praktische Prüfung erfolgreich gemeistert, folgt eine Art Dissertation. Zu meiner Zeit hieß diese auch so, heute wird sie Research Paper genannt. Ein arbeitsreiches, aufwendiges Forschungspapier von rund 10.000 Worten, das neue Themen aus der Weinwelt detailliert und akademisch relevant durchleuchtet.

Meine Dissertation beschäftigte sich mit dem Klimawandel: "Die Anpassungsstrategien der Moselwinzer an den Klimawandel" ist heute noch so aktuell wie vor zehn Jahren, die Strategien sind in den meisten Fällen auch heute noch gültig.

Thomas Curtius MWThomas Curtius beschäftigte sich mit der Prowein. Die Entwicklung von einer unbekannten regionalen Weinmesse hin zur wichtigsten und größten Weinmesse weltweit hat die Messelandschaft nachhaltig verändert. Vinexpo (Frankreich), Vinitaly (Italien) und London Wine Fair (England) konkurrieren im Schatten der Prowein um Marktanteile und Bedeutung. Thomas Curtius hat die Chancen, Risiken und Entwicklungsmöglichkeiten der bedeutendsten europäischen Weinmessen analysiert und bewertet. Ein langer Weg für ihn, denn zweimal wurde sein Research Paper zur Überarbeitung zurückgewiesen, da es zu fokussiert auf die Prowein war. Erst nach der zweiten Überarbeitung waren die Prüfer zufrieden.

Damit ist Thomas nun der neunte deutsche Master of Wine. Nach Jürgen von der Mark, Markus de Monego und Frank Roeder (2009) folgte Caro Maurer 2011 als erste Frau. 2015 gab es mit Romana Eschensberger, Konstantin Baum, Anne Krebiehl und Jannek Schumann gleich vier Deutsche auf einen Schlag.

In mehreren Prüfungsvorbereitung habe ich Thomas Curtius als präzisen Verkoster kennengelernt, der analytisch denkt und große Sachkenntnis hat. Besonders bewundere ich seine Hartnäckigkeit, auch nach Rückschlägen nicht aufzustecken, sondern mit noch mehr Energie am Ball zu bleiben.

Dabei arbeitet Thomas Curtius MW gar nicht in der Weinbranche, sondern arbeitet in der Automobil-Industrie bei einem renommierten Hersteller in Stuttgart. Dort ist er für die Kommunikation in der LKW- und Bussparte verantwortlich.

Sicher werden wir ihn in naher Zukunft häufiger in der deutschen Weinwelt erleben.

Text: Frank Roeder MW