Drei Weltklasse- Sherries neu im Programm:

8. Juli 2022 News   Amontillado, San Roberto, en rama, Manzanilla, Sherry, Barbadillo, Passada, Palo Cortado

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Gleich drei neue Sherries bereichern unser Sortiment. Den genialen Manzanilla Pastora passada (8 Jahre gereift) en rama, den Palo Cortado Obispo Gascon (mehr als 15 Jahre gereift) und den spektakulären Amontillado San Roberto, eine Einzelfassabfüllung, über die es nicht einmal genaue Aufzeichnungen über das Entstehungsjahr gibt. Alle drei Sorten bieten wir in der 0,375 L Flasche an.

Mitten im Zentrum von Sanlucar de Barrameda, unweit der berühmten, prächtigen, wie eine Kathedrale anmutenden Bodega „La Arboledilla“ von Barbadillo, liegt eine kleinere und ältere Bodega namens San Roberto. Etwas versteckt gelegen, außer Sichtweite der Touristenströme im Zentrum und der zahlreichen Besucher von Barbadillo gelangen sogar die normalen Arbeiter im Weingut nicht in dieses Heiligtum. In San Roberto reifen unter anderem in rund 800 Fässern die fünfte Criadera vom Manzanilla Solear. Dort reifen aber auch über viele Jahrzehnte ganz spezielle Fässer, die nicht angerührt werden. Fässer, die schon so lange dort liegen, dass selbst Barbadillo keine Aufzeichnungen darüber hat.

Drei dieser uralten Fässer – zwei Amontillados und ein Palo Cortado – wurden nun zum zweihundertjährigen Bestehen Barbadillos als Einzelfässer abgefüllt. Diese flüssigen Edelsteine durfte ich kürzlich verkosten und war sofort verzaubert. Die hochkonzentrierten Elixiere packen sofort die Seele jedes Sherry-Liebhabers, doch man muss kein Sherry-Liebhaber sein, um die außerordentliche Güte und Qualität dieser Juwelen zu verstehen. Sie erklären sich von selbst, und ich bin überzeugt, dass jeder, der diese Weine kostet, sich zum Sherry-Liebhaber entwickelt.

Vom San Roberto Amontillado wurden zwei Fässer abgefüllt, sie unterscheiden sich äußerlich durch die Bezeichnungen 1 de 2 oder 2 de 2, also eins von zweien oder zwei von zweien. Wir haben uns für den Kauf von Flaschen aus dem ersten Fass entschieden, weil trotz aller Gemeinsamkeit feine Unterschiede zu schmecken waren, und uns die Nummer 1 noch einen Tick besser gefiel. 

Zu Beginn seiner Geschichte reifte der San Roberto Amontillado natürlich wie ganz normale Amontillados im Criadera bzw. Solera System. Doch irgendwann musste vor langer Zeit jemand entschieden haben, dass diese beiden Fässer etwas Besonderes sind und unberührt für sich alleine weiter reifen dürfen. Die einzig mögliche Erklärung ist, dass beide Fässer sich so von den anderen abgehoben haben, dass man ihnen eine glänzende Zukunft vorhersagte.

Der Amontillado ist komplett trocken, mit nur 1,6 g/L Restzucker sogar trockener als die meisten trockenen Weißweine. Schon der Duft ist betörend: Neben aller Nussigkeit erinnert das ganze eher an einen alten Cognac als an einen Sherry. Hefenoten sucht man vergeblich, aber die ungemein dichte Verwobenheit von Dörrobst, Nüssen (Cashew- und Haselnüssen), schwarzem Tee, Litschi und Orangenkonfitüre ist so genial komplex, dass man alle paar Sekunden neue Nuancen entdeckt. Am Gaumen breitet er sich mit Wucht und einer Intensität aus, die erst einmal atemberaubend ist. Es genügen wenige Tropfen am Gaumen, die wie eine Explosion wirken, endlos nachklingen und sofort intellektuell fordern. Wahnsinn!

Wie ist solch eine Konzentration möglich? Klar, durch die Verdunstung in den Fässern wird der verbleibende Rest Jahr für Jahr konzentrierter, damit auch komplexer und vielschichtiger. Doch es ist nicht nur die Konzentration, der Wein verändert sich subtil Jahr für Jahr durch den Einfluss des Sauerstoffs auch aromatisch. Tiefgründigkeit und Vielschichtigkeit werden auch durch die salzhaltige Luft erhöht, die Jahrzehnt für Jahrzehnt die Weine prägt. Entsprechend salzig ist auch das Finale. Man weiß es nicht genau bei Barbadillo, aber üblicherweise reifen die Amontillados erst einmal 8 Jahre im Solera-System, bevor man die besten Fässer zur Seite stellt und sie alleine weiter reifen lässt. Barbadillo garantiert mehr als 3 Jahrzehnte zusätzlicher Reife, vermutlich sind es aber einige Jahrzehnte mehr. Auf jeden Fall sollte man den Menschen Respekt und Dank zollen, die diese beiden Fässer für einen Anlass wie das 200-jährige Jubiläum aufbewahrt haben.

Criadera in der Kathedralen-artigen Bodega „La Arboledilla“ von Barbadillo

 

Wesentlich jünger, aber dennoch von erstaunlichem Alter ist der Spitzen-Manzanilla Pastora.
Er reift unter der Florhefeschicht, die ihn vor Oxidation schützt, und zwar in der gleichen Solera, in der auch der exzellente Manzanilla Solear 6 Jahre lang ausgebaut wird. Um ihm aber mehr Körper, Kraft und Flor-Charakteristik mitzugeben, reift er weitere zwei Jahre in der kleinen Pastora-Bodega. Also insgesamt 8 Jahre. Daher rührt die Bezeichnung passada = gereift. En rama bedeutet, dass er unfiltriert direkt aus dem Fass abgefüllt wird.

Die Florhefe schwimmt auf dem nur zu fünf Sechstel gefüllten Fass und schützt den Wein vor Oxidation

 

Er wird von Barbadillo zwar in verschiedenen Flaschengrößen bis hin zur Magnum angeboten. Wir glauben aber, dass er in halben Flaschen (0,375 L) schneller konsumiert wird und so immer frisch bleibt. Das Motiv seines Etikettes ist so alt, dass es bei Barbadillo keine Aufzeichnungen über seine Entstehung gibt. Lediglich eine uralte Keramikfliese an der Barbadillo-Bodega zeugt von seiner Herkunft. Daher geht man davon aus, dass Pastora die älteste Manzanilla Marke überhaupt ist.

Im Duft zeigen sich ähnlich wie beim Solear in erster Linie nussige Noten und die typische Florhefe-Aromatik. Am Gaumen ist er genauso trocken wie der Solear, zeigt aber wesentlich mehr Spannung, Tiefe und Salzigkeit. Super balanciert, harmonisch und hoch komplex kann er ein ganzes Menü begleiten. Traumhaft passt er zu gekochten Garnelen (am besten die rare und sündhaft teure Rotgarnele oder Gamba Roja de Dénia).

Schon immer war der Palo Cortado Obispo Gascon einer meiner Favoriten im Soprtiment von Barbadillo. Jetzt steht er endlich wieder zur Verfügung, und zwar ebenfalls in der halben Flasche (0,375 L).

Palo Cortado gehört eigentlich zur Oloroso-Familie, sprich die Reifung findet von Beginn an ohne Florhefeschicht unter oxidativen Bedingungen statt. Doch die besten Fässer, die sich durch eine besondere Fruchtigkeit und Finesse auszeichnen, werden für eine längere Reifung separiert. Stilistisch und aromatisch bewegt sich der trockene Palo Cortado zwischen einem Amontillado und Oloroso.  Im Duft dieses goldgelbenen Sherry findet man Noten von getrockneten Aprikosen, Muskatnuss, Mandeln, Zimt und kandierten Früchten. So erinnert er eher an einen gereiften Cognac als an einen Sherry.
Am Gaumen zeigt er viel Kraft, viel Würze, ein Sherry-Konzentrat. Trotz seiner Kraft und Konzentration immer hochfein und äußerst elegant, wie ein andalusisches Rassepferd, lebhaft, immer in Bewegung, immer für Geschmacks-Überraschungen gut. Ein genialer Sherry, der mehr als 15 Jahre im Fass reifte.

Mir ist bewusst, dass viele Menschen Sherry nicht mögen. Das resultiert aber in erster Linie daraus, dass diese Menschen nur mit industrieller Massenware Bekannschaft gemacht haben. Premium-Sherry sind eine ganz ander Welt, Und die drei hier vorgestellten Sherries spielen in der Champions-League mit. Doch auch diese Qualitäten kann man noch übertreffen, mit den sogenannten Reliquias. Das sind extrem alte Sherries, meist über 100 Jahre alt. Sie sind nicht nur uralt, sondern auch sehr sehr teuer, weltweit gesucht und geschätzt und besonders auch hoch bewertet.

Zumindest sollte man sich klar machen, dass ein guter Sherry - und den gibt es schon ab 10 € die Flasche - die Kategorie in der Weinwelt mit dem wohl besten Preis-/Leistungsverhältnis ist. Der Aufwand, der erforderlich ist für die jahrelange Pfege der Fässer und der hohe Verdunstungsanteil sind einafch enorm. Am besten erschließt sich diese faszinierende Welt bei einem Besuch einer Sherry-Bodega in Andalusien. Wir sind Ihnen gerne bei der Terminierung eines solchen Besuchs bei Barbadillo behilflich.

Text: Frank Roeder MW
Fotos: Barbadillo

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